Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen und Dokumentation

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DanielaBress

#150 Re: Re: Re: Was ist "integrative" Tierschutzpolitik?

2012-12-25 22:57

#145: Wasmut Reyer - Re: Re: Was ist "integrative" Tierschutzpolitik?

Kritik persönlich nehmen nimmt Ihnen lediglich die Kraft, mit Ihrer sicher sinnvollen Arbeit fortzufahren. Bezüglich Ihrer Vermutung, ich gehöre zu der Art, welche verurteilt, ohne jemanden zu kennen, sollten Sie eventuell gelegentlich Ihren eigenen Rat beherzigen, denn Ihre Petition ist nur eine von mehreren Tausend, welche ich monatlich unterzeichne und meine Kritik galt nicht Ihnen persönlich sondern ausschließlich dem Kommentar, auf den ich mich bezog.

Er enthielt schlicht keinerlei konkreten Vorschlag und war letztlich (wie meine Antwort darauf) eine allgemein gehaltene These. Sie müssen mir nicht zustimmen und meine Äußerungen mögen in Ihren Augen unpassend erscheinen, dennoch bin ich der Ansicht, daß die Ursache für (nicht nur dieses) vermeidbares Leid in der Natur des Menschen liegt. Wir benutzen, quälen und töten Tiere überall auf der Welt für alle nur erdenklichen eigenen Zwecke; sie leiden und sterben in unseren Versuchslaboren für den Profit der Großindustrie, auf Pelztierfarmen für unsere Eitelkeit, in Zoos und Zirkussen zu unserer Unterhaltung, auf Festen für unsere Religion, in Mastbetrieben für unsere Ernährung, während der "Jagd" in der ohnehin kaum noch vorhandenen Natur zwecks Linderung unserer Minderwertigkeitskomplexe, als nicht mehr gebrauchte Haustiere in unseren Tierheimen, Straßen, Tötungslagern, Vergasungsanlagen, etc., zur Befriedigung körperlicher Bedürfnisse sogar in Bordellen, die Liste ist unendlich und mir ganz persönlich gehen die fortwährenden Versuche der ignoranten Masse, Umwelt- und Tierschützer zu diskreditieren, gehörig auf die Nerven.

Auch wenn es mir nicht gefällt, der Grund, aus dem die Allgemeinheit nicht müde wird, diese "Unruhestifter" als Träumer, Trottel, Esoteriker, Non-Realisten, etc. zu diffamieren, ist schlicht, daß man sich gestört fühlt. Es ist leider vollkommen egal, wie man versucht, die Achtung vor dem Leben in den menschlichen Alltag zu integrieren, die Masse der Menschen wird immer einen Grund finden, darauf nicht eingehen zu müssen - ganz gleich, wie wissenschaftlich und sogar ökonomisch fundiert der Versuch auch sein mag.

In europäischen Schlachthäusern müssen Tiere doch nicht leiden, weil die Endverbraucher daran Freude haben oder dies wünschen. Nein - dieses Elend findet statt, weil günstige Angebote wähend des täglichen Einkaufs wichtiger sind und auch wahrgenommen werden, während nicht visualisiertes Tierelend leicht und inzwischen auch salonfähig zur ungeachteten Seite geschoben werden kann. Arbeiter wollen ihren Job nicht verlieren, "Politiker" nicht die Devisen und Hauptaktionäre sind an größtmöglichem Gewinn interessiert. Eigentlich ganz einfach, und Tieren in diesem Zusammenhang langfristig helfen, würde bedeuten, Gewinne zu minimieren und Preise zu erhöhen, womit man sowohl Verbraucher, Politiker, Aktionäre als auch die herstellende Industrie gegen sich hat. Dennoch stimme ich Ihnen bezüglich des Versuches, welchen man niemals aufgeben sollte, zu. Zugegebenermaßen hält sich meine Hoffnung inzwischen in Grenzen, doch zumindest kleine Erfolge lassen sich immer wieder mal erzielen und letztlich zählt jede einzelne Seele.

Also, in der Hoffnung, das eine oder andere Mißverständnis ausgeräumt zu haben, wünsche ich Ihnen noch schöne Feiertage und ein gutes neues Jahr, vor allem Gesundheit, und daß Sie niemals Ihren Idealismus verlieren mögen.

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Gast

#152 Re: Re: Re: Re: Was ist "integrative" Tierschutzpolitik?

2012-12-26 19:10:49

#150: DanielaBress - Re: Re: Re: Was ist "integrative" Tierschutzpolitik?

Hallo Daniela Bress,

danke für Ihre Antwort! Sie hat nun eine viel angenehmere Tonart, und ich akzeptiere gerne, daß die Kritik nicht persönlich gemeint war. Daß der Kommentar tatsächlich keinen praktischen Vorschlag enthielt, war in dem beabsichtigten Sinne unvermeidlich, denn ich hatte mir ja nur die Aufgabe gestellt, auf die Begriffsfrage von "ARGUS" zu antworten. Wenn Sie sich für konkrete Konzepte interessieren, können wir gerne in Verbindung treten.

Wir sind in unseren Grundeinschätzungen des Wesens des "Mehrheitsmenschen" ohnehin sehr nahe beieinander, und ich teile durchaus Ihre aus einem Realismus heraus folgenden Pessimismus, wenn er tendenziell, nicht total gemeint ist. Wenn ich meine Einstellung benennen sollte, würde ich von einem selbstkritisch orientierten, realistischen Idealismus sprechen, der sich also seiner Chancen, aber durchaus auch seiner vielfältigen Grenzen voll bewußt ist. Auchich habe schon unzählige Petitionen unterzeichnet, auch ich habe (in nun 30-jähriger) tierschutzpolitischer Arbeit weitaus mehr Enttäuschungen erlebt als Erfolgserlebnisse. So bin ich ganz auf Ihrer Seite, wenn Sie die mächtigen Grundmotive schonungslos benennen, die in der Natur des Menschen liegen. Wir sollten und müssen jeglichen Illusionismus vermeiden, wenn wir Erfolge haben wollen.

An einigen immerhin befriedigenden Ergebnissen der Arbeit meiner "Liga für Tierschutzpolitik" und der "ANIMAL ALLIANCE.EU" sehe ich jedoch, daß nicht durchweg alles vergeblich ist, wenn man bestimmte (leider mit geistiger Anstrengung verbundene) Methoden einsetzt. Ich kann sie hier nicht darlegen, Sie können sie aber in absehbarer Zeit in einem Beitrag für einen Sammelband studieren; sprechen Sie mich deshalb bitte auch in dieser Frage an, wenn Sie mögen.

Um die gegenüber dem unermeßlichen Ozean an Grausamkeiten natürlich spärlich wirkenden ethischen Fortschritte in der menschlichen Kulturentwicklung doch wenigstens stichwortartig zu benennen: die starke, globale  Zurückdrängung der Folter, der Sklaverei und (eingeschränkter) der Kinderausbeutung, aber auch die wenigstens "atmosphärische" Etablierung von Menschenrechten sowie eine zumindest theoretisch-philosophische Vorbereitung einer auch die Tiere umfassenden Ethik lassen sich nicht leugnen. Ich weiß natürlich sehr wohl, daß das noch keine Gründe sind, um in Jubel auszubrechen. Und ich weiß auch, daß die (leider dominierend starken) Elementarmächte des Schlechten und Bösen nie zu beseitigen sind, aber ebensowenig läßt sich auch die immer wieder hervortretende Elementarmacht des Guten, Erfreulichen und sogar (wenn auch viel seltener) Edlen beseitigen. Was wir bestenfalls erreichen können, ist, die Grenzlinien der R e a l i si e r u n g e n  beider "Reiche" zum Positiven hin zu verschieben, und dies in dem Wissen, daßwir  den Stab für diese Aufgabe stets an die jeweils nächste Gneration übergeben müssen, weil keiner für die "Ewigkeit" vorsorgen kann. Lassen Sie uns also gemeinsam an einer solchen realistischen Politik der Eindämmung des Negativen arbeiten.

Da wir irgendwo anfangen müssen, bietet sich bei den vielfältigen Tierschutzproblemen der jeweils kleinste Nenner an, natürlich nur als erster, keineswegs als letzter Schritt (siehe auch mein Kommentar Nr. 1). So mußten wir also versuchen, in unserer Petition auch die (Noch-)Fleischesser ins Boot zu holen (und dies scheint ja auch zu gelingen), selbst wenn wir uns persönlich schon lange und problemlos vom Fleisch verabschiedet haben. In einem der Kommentare hat ein Unterstützer geschrieben: "Wenn man die Petition liest, muß man sie einfach unterstützen" In diesem Sinne kann es sicher auf keinen Fall falsch sein, den eigenen Namen in diese "Liste der Ehre" (wie sie jemand nannte) einzutragen. So würde ich mich besonders  freuen, wenn ich bei einem der nächsten Blicke auf die Tagesergebnisse unserer Petition einen nun schon nicht mehr unbekannten Namen lesen könnte: Daniela Bress.

Ein schönes restliches Weihnachtsfest wünscht auch Ihnen

Wasmut Reyer