Freedom of Speech: Let Armin Langer continue his rabbinic studies

Marco Witzke, Wuppertal

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2016-04-03 11:28

Was die Kritiker von Armin Langers Kritik unterscheidet, läßt sich, für meine Begriffe sehr gut an der Bedeutung des Versschlusses kamo-cha lesbar machen. Diese Weisung, welche die vielleicht wichtigsten klassischen Autoritäten der Toraauslegung, Hillel und Raschij, als das bezeichnen, worin die gesamte Tora enthalten wäre, lautet zunächst we ahaw ta le rea' cha und wird in größter Übereinstimmung übersetzt als "Liebe deinen Nächsten". - Das entscheidende Moment dieser Weisung steckt aber im darauf folgenden Ausdruck kamocha, welcher seit Beginn der jüdischen Aufklärung auch als "denn er ist wie du" erörtert wird. Dieses Denn-er-ist-wie-du geht auf die Erörterung von Naphtali Herz Wessely zurück. (Jeder der sich dafür interessiert, kann dies heute googlen.) Im Anschluß an Wessely schreiben jüdische Gelehrte wie etwa Moritz Lazarus, Hermann Cohen oder auch Leo Baeck diese Auslegung explizit fort. Was Armin Langer in diesem Sinne, wie ich denke, an einer zweifellos auch in der Sendungsvielfalt jüdischer Stimmen zum jüdisch-islamischen-Verhältnis mit dem Ausdruck Rassismus kritisiert, ist im Prinzip nichts anderes als die Ver-anderung, welche immer schon das Grundprinzip einer bestimmten, den Konflikt kultivierenden Politik ist.

Mit meiner Unterschrift möchte ich Armin Langer und allen Menschen meine moralische Unterstützung erklären, die die Zukunft unserer Welt auf die Begegnung des Anderen im Zeichen Denn-er-ist-wie-du zu gründen versuchen, was unhintergehbar damit einhergeht jener im Zeichen uralter Konfliktordnungen und Rassismen und von oben herab regierten Ver-anderungspolitiken eine Absage zu erteilen.