Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen und Dokumentation

Wasmut Reyer

/ #337 Re: Diese Petition nützt schon jetzt auf jeden Fall...

2013-02-24 23:06

#336: -

Lieber Gast,

Sie sagen es! Während meines ersten Studiums (Agrarwissenschaft) mußten wir einen Schlachthof besuchen (Pflichtveranstaltung) und schon damals war Ähnliches zu beobachten. Schon damals fiel mir auf, wie der uns begleitende Dozent (ein Tierarzt) sich geradezu eifrig bemühte, unsere Zweifel an der dauerhaften Betäubung der Tiere zu zerstreuen. Denselben Eifer vermißte ich, als ein anderer Student die Argumente hinterfragte, die die bisherige Schlachtmethoden rechtfertigen sollen. So lernte ich, daß meine bisherige Vorstellung von einem Tierarzt zu idealistisch gewesen war, daß es also durchaus Tierärzte ohne ein "Herz für Tiere" gab – so, wie es ja auch Ärzte gibt, die nicht nur kein Mitgefühl für Menschen entwickeln, sondern ihre Sachkundigkeit  sogar Folter-Regimen zur Verfügung stellen.

Später mußte ich erkennen, daß bei Sachkundigen oft nicht nur die Gefühlsseite ein Defizit aufweist, sondern auch die Moral. Im Bereich der angewandten Naturwissenschaften wird nämlich der gerade hier gern zitierte Grundsatz der Objektivität der Forschung keineswegs ausnahmslos praktiziert. Vielmehr erinnern sich die wissenschaftlich Ausgebildeten erschreckend oft  nicht mehr an dieses Prinzip, wenn seine Anwendung zu einer Kollision mit einem starken persönlichen Interesse führen würde. Dies kann z.B. eine einschneidende Änderung bisheriger bequemer oder kostengünstiger Praktiken sein, vielleicht aber auch nur das Motiv des sich überlegen fühlen wollenden Besserwissers, der auf Zweifler als halb- oder unwissende Laien herabblicken möchte.

Dieses nicht nur unschöne, sondern auch erkenntnisgefährdende und ggf. zu Ungerechtigkeit und Unrecht  führende Verhalten ist insbesondere bei Repräsentanten der Regierung oder Vertretern von Behörden zu beobachten. Deshalb ist gerade dort, wo eigentlich ein besonders hohes Vertrauen herrschen sollte, ein besonders starkes Mißtrauen am Platze. Die meisten dort Tätigen können eben der dort vorhandenen Versuchung des – zumindest unauffälligen – Machtmißbrauchs nicht widerstehen. Die laufenden und immer erschütternder werdenden Aufdeckungserfolge von "Watch"-Vereinigungen aller Art beweisen dies jeden Tag neu, nicht nur beim "Abgeordneten-Watch" oder "Food-Watch".