Für bezahlte Praktika und bessere Praktikumsbedingungen in der Sozialen Arbeit!
Liebe Studiengangsleitung der Sozialen Arbeit, Hochschule Campus Wien, Liebe Kolleg*innen,
Wir stehen gerade vor heftigen Kürzungen in unserem Bereich. Das betrifft uns, aber vor allem auch unsere Klient*innen. Wir wollen uns gemeinsam organisieren und für bessere Arbeitsbedingungen sowie gesicherte Sozialleistungen kämpfen. Dafür müssen wir aber auch gemeinsam an einem Strang ziehen.
Wir haben dazu Fragen.
Wie kann es sein, dass die HCW einen sozialen Umgang predigt und uns sagt, dass wir politisch engagiert sein müssen – für unsere Klient*innen und bessere Arbeitsbedingungen – und uns gleichzeitig dazu zwingt, Praktikumsverhältnisse einzugehen, die unsere grundlegenden Rechte umgehen?
In der Praxislernphase müssen wir monatelang 30h pro Woche unbezahlt arbeiten. Obwohl das Praktikum keine Lohnarbeit sein sollte, ist in Zeiten der Budgetkürzungen und Fachkräftemangel weit verbreitet, dass dieser durch unbezahlte Studierende ausgeglichen wird. Für viele ist sowas finanziell nur möglich, indem sie absurde Abmachungen mit ihren Arbeitgeber*innen treffen. Bildungskarenz, als eine Möglichkeit der Entlastung gibt es nun auch nicht mehr. Die Praxislernphase ist somit schwer vereinbar mit den Lebensrealitäten vieler Studierenden. Das muss sich ändern!
Über unsere Rechte und Pflichten werden wir nicht klar informiert. Selbst die PR-Lehrenden wissen oft nicht genau Bescheid. Wir haben kein Recht auf Krankenstand, da die HCW 100% Anwesenheit der vollen 480 h fordert, somit muss jede Fehlzeit nachgeholt werden. Zeitgleich werden unsere berechtigten Aufschreie abgetan, mit dem Argument, dass es ja um Ausbildung gehe. Während im Studium immer politisches Engagement als wichtig hervorgehoben wird, werden wir hier schonmal daran gewöhnt, prekäre Arbeitsbedingungen über uns ergehen zu lassen. Wenn wir kämpferische Mitarbeiter*innen werden sollen, muss die HCW anfangen, sich für uns einzusetzen.
Wir sind auf das Wohlwollen unserer Einrichtung angewiesen und haben keine Möglichkeit, uns irgendwie rechtlich zu verteidigen. Von uns werden in manchen Bereichen Nachtdienst und Wochenenddienste verlangt, ohne, dass wir irgendeine Form von höherer Anrechnung dafür bekommen.
Wir lernen, dass Studierende eine armutsbetroffene Gruppe sind. Wir sehen, dass viele Leute nicht den gleichen Zugang zu Hochschulausbildung haben. Wer keine Rücklagen oder ein finanziell unterstützendes Umfeld hat, wird schwer Praktikum und Lohnarbeit vereinen können. Anstatt zu rechtfertigen, warum dieses Ausbildungsverhältnis angemessen ist, sollte sich die HCW dafür einsetzen, dass die Ausbildungssituation für alle leistbar wird.
Ganz nebenbei ist die HCW auch eine Institution, die sich im Gegensatz zu Universitäten von allen Studiengebühren auszahlen lässt – de facto zahlen wir also der HCW dafür, dass wir gratis hackeln dürfen.
Wir stehen in Solidarität mit allen Arbeitskämpfen im Sozialen Bereich, und auch den Beschäftigten unserer eigenen Hochschule, die sich für einen Kollektivvertrag stark machen! Politischer Kampf ist wichtig, sowohl für faire Arbeitsbedingungen und Studienbedingungen, als auch gegen Kürzungen und für gute soziale Versorgung für alle. Das wird auch im Studium immer wieder betont.
Wenn wir Studierende aber aufgrund von unbezahlten Pflichtpraktika nicht die Zeit und Ressourcen haben, um uns am politischen Kampf zu beteiligen, schadet das langfristig unserer Profession und der Ausbildung. Wie sollen wir lernen, dass wir uns politisch engagieren müssen, wenn sich unsere eigene Hochschulleitung nicht ausreichend für gerechte Praktikumsbedingungen einsetzt? Wenn sie nicht versucht, das Studium für Menschen, die sich das nicht selbstverständlich leisten können, zugänglich macht?
Wir fordern von der HCW:
- Ein in den Praktikumsverträgen vereinbartes Anrecht auf Krankentage zu vereinbaren. Zumindest in der Höhe des geltenden Arbeitsrechts.
- Transparente und faire Regelungen für Nacht- und Wochenenddienste.
- Eine Verpflichtung der Praktikumsstellen, uns bei Supervision zu inkludieren, oder von der HCW bezahlte Supervision.
- Die Abschaffung der 100% Anwesenheitspflicht der Lehrveranstaltung “Praxisreflexion”
- Einsatz der HCW für eine Entlohnung der Praktikumszeit.
- Die Erlassung der Studiengebühren.
Siehst du das ähnlich? Dann unterschreibe unseren Brief!
Hast du in deiner Ausbildung ähnliche Zustände? Vernetz dich mit den Studierenden der Sozialen Arbeit: linktr.ee/knast.wien
Gegen soziale Kürzungen und für faire Entlohnung für Alle! Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen, uns gegen die sozialen Angriffe organisieren. Arbeiten wir gemeinsam daran, die politischen Umstände zu verändern!
KNAST - Kritisches Netzwerk Aktivistischer Sozialer Arbeit Verfasser der Petition kontaktieren