50% des Repertoires für lebende Komponisten
Es ist praktisch unmöglich, gegen Beethoven zu konkurrieren - oder irgendeinen anderen Komponisten, der 100 oder 200 Jahre alt ist. Nicht nur wegen ihres unbestrittenen und erwiesenen Diensts an der Menschheit, sondern auch weil diese Stücke kostenlos gespielt werden, frei von Urheberrechten der Komponisten.
Das bringt zwei große Nachteile mit sich. Erstens: Der Berufsstand "Klassischer Komponist" fristet ein Schattendasein, verdammt dazu, keine oder nur sehr geringe finanzielle Entlohnung zu bekommen. Zweitens: es wird immer wieder die gleiche bekannte Auswahl von Stücken aufgeführt.
Man sagt mit großer Natürlichkeit "Komponisten mussen von etwas anderem leben": Unterricht, selber zu spielen, Dirigieren (was schon ein anderer Beruf ist) oder eben irgendwelche anderen Jobs. Ein Komponist braucht aber seine ganze Zeit, um zu komponieren, es ist mehr als ein "full time job". Großartige Musik kommt nicht davon, dass man ein paar Stündchen am Tag daran sitzt. Man braucht Zeit, es wird sogar beim schlafen, im Träumen. Damit wir unseren Job, das Komponieren, heute mit genügend Kompetenz und Inspiration bestreiten, brauchen wir die Unterstützung: und zwar eine Regel, die uns finanziell und seelisch Hoffnung und Fairness verleiht.
Deswegen plädiere ich dafür, dass 50% der Repertoires, die von allen Orchestern auf Landes- und kommunaler Ebene gespielt werden, Stücke von lebenden Komponisten sein sollen und die Komponisten das Recht erhalten, mit dem Orchester persönlich über die Honorare zu verhandeln. Beide Forderungen gehören vital zusammen, weil man nur so Freiheit, Stabilität und eine Bezahlung für sein Talent erhält.
Diese Regel wurde eine komplette Erholung, um nicht zu sagen, eine Revolution des schon geplagten klassischen Musikgeschäfts bedeuten. Die Suche nach neuen Stücken und Kompositionen von lebenden Komponisten würde von null auf hundert durchstarten. Die Universitäten und Musikhochschulen würden gleichzeitig animiert, diese Stücke zu lehren. Die Konsequenz wäre eine Verjüngung der Zuschauer und Inspirationen für neue Studenten des Fachs Komposition und Musik im Allgemeinen. Dass die Komponisten ihre Stücke selbst bepreisen und verhandeln können, würde gleichzeitig die Kosten für die Bespielung dieser Stücke senken.
Und vor allem: Das Interesse der ganzen Gesellschaft an klassischer Musik würde zunehmen, weil etwas Neues zu hören ist, etwas, was wie die Welt von heute klingt und es besser erklärt.
Elio Boechat Seródio Verfasser der Petition kontaktieren