Ummöblierung des Händelwohnheims

*Dies ist eine Unterschriften-Aktion die ausschließlich von aktuellen Bewohner*innen des Händelwohnheims an das Studierendenwerk Freiburg gerichtet ist.*

Das Händelwohnheim in Freiburg ist ein Studierendenwohnheim, welches durch Selbstverwaltung organisiert wird. Besonders ist dabei die verstärkte Möglichkeit zur Beteiligung und Partizipation der Studierenden in Absprache mit dem Studierendenwerk an der Gestaltung des Wohnheims. Dies schafft einen besonderen Lebensraum für Studierende, in dem Kontakt, Austausch und Kultur sowie das Zusammenleben schon seit Jahren gefördert werden. Die Wohngemeinschaften zeichnen sich vor allem durch ein lebhaftes und gemeinsames Miteinander aus, welches sich von der Anonymität im Zusammenleben anderer Wohnheime unterscheiden kann. Das ist eine Situation, die wir beibehalten möchten, da es sich hierbei nicht „nur“ um ein Wohnheim, sondern unser Zuhause handelt.

Bezüglich der Email vom Studierendenwerk Freiburg, die am 27.04.2020 an alle Bewohner*innen gesendet wurde, haben wir folgende Probleme und Anmerkungen:

Im Zuge der Einführung eines neuen und gleichwertigen Mobiliars in allen Zimmer sollen ab dem 12.05.2020 die im Vertrag unterzeichneten angemieteten Möbel durch Neue ersetzt werden. In Folge dessen kann das neue Mobiliar jedoch nicht mehr verschoben werden (siehe BewohnerInnen-Info SSV Händelwohnheim 1/2020 – Schreiben vom 03.02.2020). Unsere Kritik richtet sich nicht an die Erneuerung des Mobiliars, sondern der Umsetzung. Wir sind in erster Linie dankbar, für die Möglichkeit von neuem Mobiliar, welches von manchen Studierenden genutzt wird und eine Erleichterung darstellen kann. 

Da viele Bewohner*innen ihr eigenes Mobiliar (bspw. Bett, Schreibtisch,…) nutzen, sollen dieses im Zuge der Erneuerung entfernt werden. Wir sehen hier einen großen Einschnitt in unsere Privatsphäre und Freiheit unseren Lebensraum individuell zu gestalten. Neben der Einschränkung unserer Privatsphäre und der freien Gestaltung, sind einige Studierende auf eigenes Mobiliar bezüglich ihrer Gesundheit u.a. angewiesen. Um hierzu ein Beispiel zu nennen sind Menschen mit überdurchschnittlicher Körpergröße durch die vorhandenen Betten stark benachteiligt. Daraus können sich gesundheitliche Probleme ergeben.

Einige Studierenden müssen bezüglich ihrer dann abgelaufenen Wohnzeit in spätestens vier Monaten ausziehen, weshalb die Erneuerung unnötigen Stress der Zimmerumgestaltung ergeben würde. Gegebenenfalls kommen weitere Kosten auf Studierende zu, bspw. der Kauf einer neuen Matratze oder das Anmieten von Unterstellmöglichkeiten des persönlichen Mobiliars. Auch ist fraglich, weshalb selbst in Zimmer, in welchen keine der alten Möbel vorhanden waren, nun Neue eingebaut werden sollen.

Zudem ist eine offene Frage, was mit den aktuellen Möbeln passiert, die teilweise noch in einem guten Zustand sind. Werden diese entsorgt oder gibt es die Möglichkeit, sie an diverse Einrichtungen mit Bedarf zu spenden? 

Allgemein sehen wir es als fraglich, weshalb vorgeschrieben wird, welches Mobiliar wo und wie benutzt werden soll. Dies stellt eine große Umstrukturierung dar. Hierzu hätten wir uns gewünscht, dass ein früherer Dialog Zustande gekommen wäre. Auch angesichts dessen, dass diese Erneuerung so schnell in Kraft treten soll. 

Hinzu kommen folgende Problematiken, sie sich aufgrund der aktuellen Covid-19-Ausnahmesituation ergeben:

1.     Die Erneuerung soll in einer Zeit stattfinden, in welcher „physical distancing“ vorgeschrieben ist. Wir halten uns daran, in dem wir Zuhause bleiben. Das Betreten von Hausmeistern und Handwerker*innen aller Zimmer stellt ein hohes Risiko dar und widerspricht zudem den offiziellen Vorsichtsmaßnahmen, die alle gerade befolgen sollten. Einige Studierende befinden sich momentan in häuslicher Quarantäne, die ihre Zimmer definitiv nicht verlassen können.

2.     Viele Studierende befinden sich gerade noch nicht in Freiburg, manche sogar noch nicht einmal im Inland und haben keine Chance vor der Erneuerung ihre Zimmer auszuräumen. Eine erzwungene Ausräumung der Zimmer ist unmöglich.

3.     Wir alle befinden uns gerade in einer Ausnahmesituation die viel Stress und Belastungen hervorruft. Studierende müssen ihr Semester online von Zuhause absolvieren. Das eigene Zimmer als neues „homeoffice“ ist dabei der einzige Ort, um dieses Semester einigermaßen gut meistern zu können. Der akute und langfristige Eingriff in den eigenen Lebensraum ist für viele eine zusätzliche Zumutung.

4.     Der offizielle Semesterstart ist der 11.05.2020, weshalb der Zeitpunkt dieser Ummöblierung gerade nicht schlechter sein könnte.

„Es ist unser Ziel, dass alle Studierenden ihre Studienleistungen im Sommersemester 2020 erbringen können und dass die Studierbarkeit unserer Studiengänge gewährleistet ist. Dafür werden wir alle Anstrengungen unternehmen und tun, was in unseren Möglichkeiten und Kräften liegt.“ Offizielle Mitteilung von Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg vom 26.03.2020 

Das Handeln des SWFRs bezüglich dieser Erneuerung widerspricht unserem Empfinden nach dieser Aussage der Universität Freiburg.

5.     Fraglich bleibt, wie und wohin wir aktuell und in den nächsten Monaten unser privates Mobiliar hinbringen sollen. Hierzu haben wir keine Antwort und sehen keine angemessene Regelung.

Aufgrund dieser Problematiken hinterfragen wir die Durchführung zum jetzigen Zeitpunkt und stellen das solidarische Handeln mit Studierenden in Fragen. 

Da bei unseren Einzügen noch nicht ersichtlich war, dass zusätzliche Möbel und eine Umgestaltung während unserer Wohnzeit so abrupt durchgeführt werden sollen, schlagen wir vor, die Erneuerungen bei Aus- und Einzug vorzunehmen.

Unser Zimmer ist unser Zuhause. Es ist der Ort, an welchem wir uns alleine zurückziehen können, regenerieren können, weinen und lachen können. Alleine, nur für uns. Um dies Aufrechtzuerhalten ist unser eigenes Mobiliar und die persönliche Gestaltung des Raumes notwendig. Wir bitten Sie demnach, die Durchführung noch einmal im Dialog mit uns zu überdenken.  

Mit freundlichen Grüßen,

die Studierenden des Händelwohnheims Freiburg

Bewohner*innen des Händelwohnheims    Verfasser der Petition kontaktieren