Rettet Haus Dietz


Gast

/ #86

2011-07-24 12:53

# 83

"Es stehe die Frage im Raum: „Welches Schutzbedürfnis kann ein Wiederaufbau für sich beanspruchen, der selbst einer bereits abgeschlossenen Epoche entstammt?“ Die Antwort darauf stehe noch aus."

So wird die Brandenburgische Architektenkammer in dem besagten Artikel zitiert und die gestellte Frage empfinde ich als überaus spannend wie zugleich aufschlussreich. Wie wir alle wissen, gibt es sowohl originalgetreue Rekonstruktionen, als die Nachfolgenden die Zerstörungen nicht bleibend lassen wollten, als auch veränderte Rekonstruktionen, als die Nachfolgenden dann wiederum selber ein Zeugnis in den Nachbau einfügten und damit wiederum nachlesbare Spuren der Baugeschichte hinterließen.

Für mich ist es - über das hier unterstützenswerte Anliegen der Rettung des Hauses Dietz, über die Abwehr hemmungsloser, gesichtsloser, per Computer Aided Design typisierter Bodenspekulation hinausgehend - sehr wohl die Frage, ob die Ablehnung des gewiss großen Dehio gegen jegliche Art von Rekonstruktion heute noch zeitgemäß ist und inwieweit sie in den Kontext gesehen werden muss gegenüber seinerzeit vorkommenden Abkupferungen hier, da und dort.

Mit anderen Worten: Die Wiedererrichtung aus dem Gedächtnis geratener Bauten, die seit Jahrhunderten zerfallen waren, zum Rausch eigener Herrlichkeit und Größe ist gewiss etwas anderes, als der Stadt wiederum Seele zu verleihen, als ihr Gepräge zu erhalten, hier: durch Schwamm zerfallen, dort durch Feuer binnen Stunden vernichtet, vor 66 Jahren infolge des von Deutschland begonnenen Krieges durch Bomben im Handumdrehen zerstört.

Es wäre ein Akt der Selbstkasteiung, das Zeugnisgebende nicht zu erhalten bzw. nicht wieder aufzubauen.