Rettet Haus Dietz

Markus Wicke und Thomas Sander

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2011-06-25 02:11

Der Förderverein des Potsdam-Museums und der Verein ArchitraV haben sich bestürzt über erneute Pläne gezeigt, das Haus Dietz in der Kurfürstenstraße abzureißen und gegen einen Neubau zu ersetzen.

Die beiden Vereinsvorsitzenden Markus Wicke und Thomas Sander weisen ihn ihrer gemeinsamen Erklärung erneut darauf hin, dass es sich beim Haus Dietz - unabhängig von seinem umstrittenen Denkmalstatus - um ein bedeutendes Zeugnis der Architektur des 20. Jahrhunderts und um einen zeithistorisch wichtigen Ort handelt. „Darüber hinaus stellen das Haus Dietz und das benachbarte Haus Ullrich ganz einfach ein harmonisches und gelungenes stadtbildprägendes Ensemble dar, das man in seiner Gesamtheit erhalten muss, alles andere wäre eine nicht wieder gut zu machende städtebauliche Sünde", so Wicke und Sander. Die beiden Vereine appellieren daher an den Gestaltungsrat, die Neubaupläne abzulehnen, weil diese den Verlust von Haus Dietz voraussetzen würden. Gleichzeitig gaben die Vereine bekannt, dass ab sofort unter der Adresse www.fvpm.de eine Online-Unterschriftenaktion gegen den Abriss des Hauses Dietz gestartet wurde. Die Unterschriften sollen dem städtischen Bauausschuss übergeben werden.

Das Haus Dietz wurde vom Architekten Heinrich Laurenz Dietz (1888-1942) für sich und seine Familie 1927 entworfen und ein Jahr später erbaut. Er lehnte sich im Entwurf an den Stil des Bauhauses an und nahm dabei Bezug auf das benachbarte, 1927 errichtete Haus Ullrich, sodass beide Gebäude zusammen heute ein überzeugendes städtebauliches Ensemble bilden.

Nach dem Einzug der Familie erwies sich das Haus Dietz nach Berichten der in heute in Köln lebenden Tochter des Architekten als ein Treffpunkt wichtiger Potsdamer Künstler, die mit der Familie befreundet waren, darunter neben Walter Bullert auch die Maler Otto Heinrich und Hans Klohß. Darüber hinaus war Heinrich Laurenz Dietz mit dem Bankier Herbert Maximilian Gutmann, dem Mühlenbesitzer Kurt Kampffmeyer, dem Architekten Mies van der Rohe sowie der Familie von Hermann Werner von Siemens (1885-1986, Enkelsohn des berühmten Werner von Siemens) eng befreundet. Familie Siemens wohnte in den Jahren der Weltwirtschaftskrise, von 1929 bis ca. 1932, aus finanziellen Gründen zur Miete im Haus Dietz. Die Familie Dietz selbst fand in dieser Zeit in der Villa der Familie Rumpf am Heiligen See Unterschlupf, die heute im Besitz von Wolfgang Joop ist.

1984 wurde das Haus, das sich auf sumpfigem Baugrund erhob, abgerissen, da die Standsicherheit aufgrund der Nachwirkung eines Kriegsschadens nicht mehr gewährleistet war. Unter Aufsicht der Denkmalpflege und aus Mitteln des Denkmalpflegefonds der DDR erfolgte eine am Vorbild orientierte Rekonstruktion des Gebäudes.

Der Erbauer und erste Bewohner des Hauses, Heinrich Laurenz Dietz, gilt als einer der wichtigsten Potsdamer Architekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. So sind u.a. das Wohnhaus Walter Bullert (vorhanden), der Umbau der Villa Quandt (vorhanden), die Ausstattung der Turnhalle der Villa Gutmann (nach einem Entwurf von Reinhold Mohr, vorhanden), das Potsdamer Schützenhaus und die Schießhalle (teilweise vorhanden), das Mehrfamilienhaus Bley (teilweise vorhanden), Landhaus Rochow (Caputh vorhanden), ein Potsdamer Kino (zerstört) sowie ein Speichergebäude der Dampfmühle (vorhanden) mit dazugehörigem Mannschaftshaus (zerstört) Bauzeugnisse des Schülers von Peter Behrens. Darüber hinaus war Dietz am Entwurf und am Bau mehrerer Potsdamer Siedlungen beteiligt. Er ist auch in der aktuellen Ausstellung „Aufbruch in die Moderne - Architektur in Brandenburg 1919 bis 1933" im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vertreten.