Kein Kahlschlag am Seerhein

C.H.

/ #275 Ist die Koexistenz von Allee und Auenwald möglich?

2015-03-14 10:45

Kurzer Rückblick:
Die deutschen Umweltverbände hatten im Jahr 2009 zwei Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben, zur Entwicklung von regelmäßig überflutete Waldgesellschaften  (Auenwälder)" im Tägermoos.
Damit anstelle der Allee "...ein typischer Hartholzauenwald entstehen kann...", "sollen die Hybridpapplen ("...grossflächig...") reduziert werden...". "Der Spazierweg führt zu ständigen Störungen"

Das schweizer Gestaltungskonzept (Kanton Thurgau) 2011 empfiehlt dagegen:
"Pappelallee entlang des Uferweges Zeigelhof-Chuehorn" zu belassen


Ist die Koexistenz von Allee und Auenwald möglich?
Die Allee dürfte wohl die natürlichste Form einer Wegbefestigung in feuchtem
Gelände sein (Tägermoos, Reichenau...).
Herr V. Kromrey (Bodenseestiftung, Projektmanager Auenwälder, Auftraggeber der
beiden Analysen 2009)  beurteilt deren Dammwirkung (Wurzelwerk) allerdings
kritisch: "Der Damm ist schliesslich das Problem" (für den von ihm
projektierten Auenwald).
Er bevorzuge mit seinen Kindern in Gummistiefeln im Schlamm spazieren zu gehen.

("Dammbildung, Sohleabsenkung und Aufschüttungen stark geschädigt,
 
Im vergangenen Sommer 2014 war östlich der Badi Tägerwilen ein 25 m langes
Wegeteilstück überschwemmt. In diesem Bereich unterscheidet sich die vorhandene lose
Baumstellung von der dichten Allee. Jeweils nach der Badi und vor dem
Galgenbrückle soll ein für dortige Verhältnisse markanter Auenwald, der von
Überschwemmungen und hohen Grundwasserpegeln lebt, entwickelt werden.
 
Die Allee jedoch, die ihre Wegbeschreiter von unten vor Wasser und von oben vor
Wetter schützt, verhindert die Entwicklung des projektierten Auenwaldes,  da der
Damm den südlichen Bereich vor Überschwemmungen aus dem Norden (Seerhein)
schützt. 

"Auenwälder ... wurden durch Dammbildung, stark geschädigt..." AGBU Mai 2009.


Der aktuell von den deutschen BUND/NABU befürwortete Auenwald (Galgenbrücke) als Tor zur
(neuen, verkürzten) Allee ist dringend zu hinterfragen, da dieser Bereich zum Verschlammen 
neigen kann, was eine Nutzung des Weges zumindest erschwert.
Aus Sicht der sog. Naturschutzverbände ist diese Verschlammung allerdings
willkommen, was die Analyse von 10. Nov. 2009 unter der Rubrik  "Defizit" zeigt:
"Der schmale Uferweg wird stark von Fussgängern und Radfahrern frequentiert.
Dies führt zu ständigen Störungen - z.B. der Vogelwelt."
 
Ergänzend dazu Frau Dr. A. Boll (BUND) am 17. Feb. 2015:
"Der Vorschlag, der am besten für die Natur wäre, wurde bislang noch gar nicht 
ernsthaft diskutiert: Die Bäume bleiben - der Weg kommt weg! Die Natur könnte
gut damit leben.”

Das beliebte Wegstück im Tägermoos würde aus deutscher Sicht mit einem Auenwald
(Galgenbrückle) beginnen und mit einem Auenwald (Badi) enden (und umgekehrt).
Das Teilstück dazwischen, geschützt durch die verschlammten Tore, würde den
Eintritt störender Menschen erschweren.
 
Jetzt, wo unglücklicherweise der Kahlschlag passiert ist, könne der Auenwald
realisiert werden, so Frau Dr. A. Boll und Herr V. Kromrey anlässlich der
Ausstellungseröffnung "Auwälder". 
 
Abschliessend lässt sich feststellen:
Zur optimalen Entwicklung eines Auenwaldes bedarf es gelegentlicher
Ueberschwemmungen. Die zwischen Auenwald und Seerhein verlaufende dammartige Pappelallee behindert die
beiden projektierten Auenwälder grundsätzlich.
Je attraktiver, also je funktionierender der Weg zwischen den Alleebäumen im
Tägermoos war und ist, desto grösser ist der Widerspruch zum Auenwaldkonzept.

   
Carsten Hinrichsen