Nein zur Änderung der Bundesverfassung

Manifest für eine Schweiz, die dankbar ist für ihr geistliches Erbe und offen für ihre Vielfalt

En français ici: http://www.petitions24.net/non_a_une_revision_de_la_constitution_suisse

Das Parlament prüft gegenwärtig eine parlamentarische Initiative, welche die folgende Ergänzung der Bundesverfassung verlangt: «Symbole der christlich-abendländischen Kultur sind im öffentlichen Raum zugelassen.»[1]

Die Mitglieder der «Schweizer Bewegung für soziales Christentum» und alle Unterzeichner fordern das Parlament auf, diese Initiative abzulehnen.

  1. Wir stellen im heutigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld ein wachsendes Risiko fest, dass das Christentum, seine Werte und Symbole für ideologische und politische Zwecke instrumentalisiert wird. Gewisse religiöse und politische Gruppierungen wollen so eine ihrer Ansicht nach gefährdete Identität aufrecht erhalten und Ängste bekämpfen, die im Zusammenhang mit der multikulturellen Realität der Schweizer Gesellschaft stehen; einer Gesellschaft, die aus Menschen verschiedenster Herkunft, Kulturen, Religionen und Meinungen besteht.
  2. Für uns ist es wichtig, solche Reflexe zu vermeiden, die dazu führen, dass die Werte der Schweiz und des Christentums erstarren und karikiert werden. Eine solche Haltung kann nur Misstrauen und Spaltung zum Schaden der Gesamtgesellschaft bewirken und widerspricht der Botschaft, den Werten und Symbolen des Christentums.
  3. Besonders der Begriff «christlich-abendländisch» ist irreführend. Der Ursprung des Christentums liegt nicht im Abendland. Dagegen erinnert dieser Begriff an alle Machtmissbräuche, die das angeblich christliche Abendland verantwortet hat (Kreuzzüge, Kolonisation, unterschiedliche Formen des Imperialismus’ usw.). Der Begriff schafft einen künstlichen Widerspruch zwischen Morgen- und Abendland und verschleiert die vielfältigen Ausprägungen sowohl des Abendlandes als auch des Christentums.
  4. Wir sind dankbar für das christliche Erbe in seiner reichen Vielfalt und setzen uns für einen säkularen öffentlichen Raum ein, der die verschiedenen kulturellen und religiösen Traditionen respektiert, die unser Land heute ausmachen. Dieser Raum soll den Pluralismus aller Gläubigen und Nichtgläubigen widerspiegeln, die darin leben.
  5. Unser christliches Erbe ist bereits durch Kirchen, religiöse Zeichen (u. a. auf unseren Fahnen), Kunstwerke und historische Feste präsent. Dafür ist eine Änderung der Bundesverfassung keineswegs erforderlich.

 

Erstunterzeichner

Diane Barraud, Lausanne, Pfarrerin

Françoise Bourquin-Gallina, Genf, Diakonin

Maurice Gardiol, Genf, Sozialarbeiter und Diakon i. R., Verfassungsrat

Xavier Gravend-Tirole, Lausanne, Theologe, Assistent und Doktorand

Guilhem Lavignotte, Lausanne, Lehrer

Georges Nydegger, Genf, Rentner

Jean-Pierre Thévenaz, Yvorne, Ethiker, Pfarrer i. R.

Sylvain Thévoz, Genf, Theologe, Sozial- und Kulturarbeiter

Alexandre Winter, Genf, Pfarrer

Josef Zisyadis, Lausanne, Theologe, Nationalrat

 


[1] Die parlamentarische Initiative wurde am 2. Dezember 2010 von Frau Ida Glanzmann-Hunkeler (CVP) mit 41 Mitunterzeichnenden eingereicht (Ref. 10.512). Sie wurde bereits von der Staatspolitischen Kommission des Nationalrats verabschiedet und sollte bald von derjenigen des Ständerats behandelt werden. Frau Glanzmann schreibt dazu: «… das Kreuz in seinen verschiedensten Formen, den Bildstock, das Lamm, die Weihnachtskrippe, Bilder des Abendmahls …». http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20100512


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